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ist das Titelthema des Magazins der Steyler Missionare „Leben jetzt“ Nr. 10/2022.

Viele Christen, auch bei uns, sind zutiefst verstört und fühlen sich immer weniger verstanden von ihrer Kirche. Viele wenden sich von dieser Kirche ab und verlassen sie. Muss das so sein? Was rettet die Kirche? fragt dieser Themenschwerpunkt. Ordensleute und Laien nehmen dazu Stellung.

Wir veröffentlichen mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion von „Leben jetzt“ den Brief einer jungen Christin an ihre Kirche, aus dem ihre Liebe zu dieser Kirche, aber auch ihre Sorge um diese Kirche spricht:

Liebe Kirche,

ich darf doch ,Du' sagen, oder? Wir kennen uns schon so lange. Taufe, Kommunion, Firmung, dazu war ich aktiv als Messdienerin, Sternsingerin, schließlich Lektorin - mein ganzes Leben lang warst Du immer da, 32 Jahre lang. Und, liebe Kirche, ich mag Dich. Wirklich. Und da meine ich nicht nur die beeindruckenden Gebäude oder die Schönheit des Gesangs während der Messe.

Ich habe gesehen und sehe bis heute, wie viel Gutes Du in der Welt tust. Wie Du Dich für Arme und Kranke einsetzt, indigene Stämme in Lateinamerika unterstützt, Schulen baust, die Schöpfung bewahren willst.

Aber trotzdem - oder vielleicht gerade darum - muss ich Dich fragen: Wohin gehst Du? Jahrhundertelang bist Du uns vorausgegangen, warst nah dran an unseren Bedürfnissen - und in vielen Aspekten bist Du das noch.

Und es ist wunderbar, wie sehr Du Dich um diejenigen in unserer Gesellschaft kümmerst, die sonst keiner sieht, wie Du unseren Blick auf die Benachteiligten, Vergessenen, Ausgegrenzten lenkst.

Aber Du, liebe Kirche, verschließt Deinen Blick auch vor manchem, Hier in Europa haben ich und viele andere Menschen das Gefühl, dass wir uns weiter voneinander entfernen. Deine Einstellung zu Frauen oder Nicht-heterosexuellen - das ist weit weg von uns und unserem alltäglichen Leben. Schwer zu verstehen und anderen noch schwerer zu erklären. Klar, Deine Positionen sind hier über lange Zeit gleich geblieben. Die Gesellschaft aber hat sich geändert. Dass Du Dich auch veränderst in vielen Punkten, sehe ich: Heute etwa setzt Du Dich mit Nachdruck für Menschenrechte ein - das war auch nicht immer so.

Immer öfter werde ich gefragt, wie ich noch Teil einer Kirche sein könne, die Frauen systematisch benachteiligt, Homosexuelle zwingt, ihre Partnerinnen oder Partner zu verleugnen, Priester überhöht und zulässt, dass Kinder missbraucht werden, weil Du Täter unter den Geistlichen nicht konsequent bestrafst.

Was soll ich da sagen, liebe Kirche? Auch ich will, dass Missbrauchsfälle konsequent aufgeklärt werden, auch ich will, dass Frauen die gleichen Möglichkeiten bekommen wie Männer, und auch ich will in einem Priester nicht nur ein Amt, sondern einen Menschen mit Stärken und Schwächen sehen. Deine Strukturen aber begünstigen den Status quo. Manchmal ist das schwer auszuhalten. Und ich frage mich, ob Du, Kirche, so bist, wie Jesus Dich gewollt hätte.

Natürlich können wir heute, 2000 Jahre später, schlecht wissen, was Jesus in unserer Zeit tun würde. Aber hätte der Mann, der in einfacher Kleidung zu Fuß durch das heutige Israel gezogen ist und sich den Menschen zugewandt hat, wirklich Gefallen an Klerikalismus und goldenen Kelchen gefunden? Hätte er mehr Verständnis für Missbrauchstäter gehabt als für die überlebenden dieser Straftaten? Wäre er unbarmherzig gewesen gegenüber Nichtheterosexuellen?

Ich kann es mir nicht vorstellen. Bei allem, was wir nicht über Jesus wissen können- es gibt auch ein paar Dinge, da wissen wir recht genau Bescheid. Aus den Evangelien: ,,Liebe Deinen Nächsten", soll er gesagt haben! Wie recht er damit doch hat. Viele Debatten – inner- und außerkirchlich - werden heute mit großer Härte geführt.

Liebe Kirche, wollen wir, Du und ich und alle Mitglieder, nicht friedlich zusammenkommen und über alles reden? In Deutschland versuchen Bischöfe und Laien genau das mit dem Synodalen Weg, Papst Franziskus hat die Weltsynode 2021-2023 einberufen, die sich mit dem Thema ,,Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Mission" beschäftigen soll. Und auch, wenn diese allererste Weltsynode mit einer Generalversammlung der Bischofssynode in Rom abgeschlossen werden wird, sind vorher doch alle Katholikinnen und Katholiken zur Teilnahme aufgerufen.

Liebe Kirche, wir wollen mit Dir reden! Bitte hör uns zu! Und bitte, bezieh uns in Deine Entscheidungen ein. Wir haben so viele gute Erfahrungen gemeinsam gesammelt - das kann doch jetzt nicht das Ende sein. Es wäre traurig, wenn wir uns so weit voneinander entfernen, dass wir nicht mehr zueinanderfinden.

Also, liebe Kirche: Lass uns im Gespräch bleiben.

Quelle: ‚Leben jetzt‘ – das Magazin der Steyler Missionare, Ausgabe 10/2022, Seite 9.

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